100 Jahre      Mikrobiologische Vereinigung München e. V.     1907 - 2007
 


Warum manchmal die Eisenhämatoxylinfärbung
in Norddeutschland nicht gelingt

Von Klaus Henkel


Fast alles organische Material läßt sich mit Eisenhämatoxylinfärbung nach Heidenhain anfärben, manches stärker, manches schwächer. Ihr Nachteil ist also, daß sie nicht spezifisch auf bestimmte Gewebe und Zellbestandteile wirkt, ihr Vorteil, daß man bei der Differenzierung unter dem Mikroskop selbst bestimmen kann, welche Bestandteile man hervorheben will, welche besonders schön sichtbar sein sollen. Keine andere Färbung zeigt ein Objekt so scharf und detailreich. Das ist der Hauptgrund, warum sie noch immer beliebt ist.

Wer diese Färbung nicht in einem Universitätspraktikum erlernt, muß sie sich meist aus der Literatur aneignen. Dabei kann je nach geografisch-sprachlicher Herkunft ein Mißgeschick passieren. In älteren Auflagen von Romeis’ Mikroskopischer Technik, aber auch bei den vielen Autoren, die Verfahren von ihm abgeschrieben haben, heißt es, daß man nach Erreichen des gewünschten Kontrastes die Objekte in Brunnenwasser auswaschen solle. Wer diesen Ausdruck dahingehend versteht, daß es sich um ein besonders reines Wasser handeln müsse und deshalb destilliertes nimmt, liegt falsch. Besonders in bergigen Gegenden sind in den Ortschaften viele Brunnen, das Wasser fließt aus einem Rohr in einer Mauer, in einen steinernen Trog. Wer es dort holt, macht ebenfalls einen Fehler, der die Eisenhämatoxylinfärbung mißlingen läßt, denn solches Wasser ist in der Regel sauer. In Bayern (Romeis war Münchner) nennen viele Leute noch immer jedes Wasser- und Waschbecken Brunnen, der Ausdruck rührt daher, daß früher die Waschbecken in Küche und Waschküche aus Stein waren. Brunnenwasser ist also nichts anderes als Leitungswasser. Das aber ist überall leicht basisch, der pH-Wert liegt stets oberhalb 7,0, weil saures Leitungswasser, das viel besser schmeckt, die Eisenrohre der öffentlichen Wasserleitungen schnell korrodieren, löchrig fressen würde.

Eisenhämatoxylin aber braucht basisches Wasser, damit der Farblack "gebläut" und damit stabilisiert wird. Bei pH-Werten aus einer sauren Quelle, z. B. dem plätschernden Brunnen im Stadtpark, oder mit destilliertem Wasser bleibt er rötlich und wird dann in einigen Wochen völlig ausbleichen.

In den neueren Auflagen des Romeis steht, heutigem Sprachgebrauch entsprechend, "Leitungswasser".



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