Wie soll das Objekt beschaffen sein?
Anfänger sollten gar nicht erst versuchen, große Schnitte, z. B. durch dicke Stengel oder eine Pflanzenzwiebel zu machen, denn der Mißerfolg ist unausbleiblich. Zunächst genügt es, sich mit einem Teilstück der Fläche zu begnügen, das bei richtiger Auswahl alles zeigt, was man sehen will. Zu Übungszwecken eignet sich Holundermark sehr gut.
Je größer das Objekt, um so mehr lohnt es sich, anfangs den Schnitt „auskeilen“ zu lassen, d. h. nicht das ganze Objekt zu durchschneiden, sondern das Messer so zu lenken, daß es irgendwo aus der Oberfläche des Objekts nach oben dringt. An dieser Stelle ist der Schnitt besonders dünn. Nach einem ausgekeilten Schnitt ist die Objektoberfläche schräg und muß erst wieder mit einem Messer begradigt werden. Dazu nehmen wir ein altes Rasiermesser, eine Rasierklinge oder das Skalpell, auf keinen Fall aber das "gute" Rasiermesser. Die Schneide würde sofort stumpf, manchmal sogar ruiniert, wenn wir damit ein dickeres Stück vom Objekt abheben würden anstatt eines nur hauchdünnen Scheibchens.
Weicheres Material, das sich beim Durchfahren der Klinge, selbst der schärfsten, zusammenschieben würde, wird am besten naß geschnitten, damit es auf der Klinge gleiten kann, sonst leistet der bereits geschnittene Teil dem weiteren Vorrücken der Klinge im Objekt Widerstand, und die Zellen oder andere feinere Bestandteile werden gequetscht oder auf andere Weise beschädigt. Man befeuchtet die Klinge vor dem Schneiden tüchtig mit Wasser oder Alkohol. Die Veränderungen, die von diesen Medien im Objekt hervorgerufen werden, müssen dabei in Kauf genommen werden. (In Holundermark eingebettete Objekte sollen nicht befeuchtet, sondern möglichst trocken geschnitten werden, weil das Mark sonst aufweicht und schmierig wird, und das Messer nicht mehr sauber führen kann.)
Einfach ist das Schneiden von Alkoholmaterial, man braucht es ja nur aus dem Alkohol herauszunehmen. Formolmaterial sollte man hingegen erst in Wasser gründlich auszuwaschen, um die Augen den Formoldünsten nicht unnötig auszusetzen. Doch grundsätzlich ist der Alkohol dem Wasser vorzuziehen, weil er die Klinge viel leichter und gleichmäßiger benetzt. Angenehm ist aber das Naßschneiden nicht, weil die Flüssigkeit vom Messer auf das Objekt übergeht und von ihm herabträufelt, so daß man alle Augenblicke die Flüssigkeit von neuem mit Pipette oder Pinsel auf das Messer geben muß.
Die Schnitte müssen sofort mit dem Pinsel vom Rasiermesser abgenommen werden, sonst trocknen sie aus. Außerdem verursachen sie schon nach kurzem Verweilen häßliche Flecken auf dem Stahl, die sich kaum mehr entfernen lassen. Man bringt sie sofort in ein Uhrglas oder Blockschälchen mit Wasser.
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Fixieren, Aufbewahren, Färben
Wer Pflanzenteile mit einem Verfahren bearbeiten möchte, das eine Fixierung voraussetzt, halte sich - auch draußen im Feld auf einer Sammelexkursion - an die Regel: Entweder sofort fixieren oder gar nicht. Die chemisch-physischen Veränderungen setzen sofort nach Entnahme eines Pflanzenteils ein, nach dem Abschneiden eines Blattstückchens, dem Durchschneiden eines Stengels usw. Dabei geht es nicht um 10 Minuten mehr oder weniger, sondern um Sekunden. Man sollte deshalb ein Pflanzenteil nur abnehmen und zuschneiden, wenn das Gläschen mit der Fixierflüssigkeit bereits zur Aufnahme geöffnet ist. Etwas anders liegt der Fall, wenn man die Fixierlösungen AFE oder Pfeiffer (siehe unten) nicht nur zum Fixieren, sondern auch zum Aufbewahren verwenden möchte. Dann lohnt sich auch späteres Einlegen in die Fixierflüssigkeit noch. Ob das dann aber noch eine echte Fixierwirkung hat, sei dahingestellt. Wer sich anhand eines Pflanzenschnitts eine grobe Übersicht der Struktur verschaffen möchte, muß meist gar nicht fixieren, wenn der Schnitt als Frischmaterial betrachtet werden kann. Die meisten Details sind auch unfixiert und ungefärbt in einem Wasserpräparat deutlich im Mikroskop erkennbar.
Bei Mitnahme von Fixierlösungen auf Exkursionen denke man daran, daß alle Fixiermittel starke Zellgifte sind und nach Benetzung der Finger Hautzellen abtöten. Durch geeignete Gefäße, Fläschchen und deren Abdichtung mit Parafilm, Schachteln usw. sorge man dafür, daß kein Fixiermittel an die Finger gerät, denn nicht immer ist "im Feld" Wasser zum Abwaschen zur Hand.
Bei Pflanzenteilen mit einer festeren Kutikula, wie bei Blättern aller Art, achte man darauf, daß alle Seiten des zu fixierenden Stückes sauber mit einer Rasierklinge geschnitten sind und kein natürlicher Blattrand mehr vorhanden ist. Andernfalls dringt die Fixierlösung nicht rasch und gleichmäßig von allen Seiten ein. Wenn man Blätter unbedingt mit einer Schere schneiden möchte, sollte das Blattstück so groß bemessen werden, daß es zu Hause noch mit einer Rasierklinge oder einem scharfen Skalpell kleiner geschnitten werden kann, weil die Randzellen an der Schnittkante durch den Scherenschnitt gequetscht und deshalb unbrauchbar sind.
Lindauers Technik
LINDAUER (1972) empfiehlt hochprozentigen Alkohol, selbst Brennspiritus sei geeignet. Weiche Pflanzenteile werden dabei in zwei bis drei Tagen gehärtet. Harte Objekte muß man aber anschließend in einem Alkohol/Glyzerin-Gemisch (2:1 bis 1:2) einige Tage bis Wochen aufweichen. Genügt diese Behandlung nicht, z. B. bei Hölzern, hilft Kochen von einigen Minuten bis Stunden in Wasser oder in einem Gemisch 1:1:1 von Alkohol-Glyzerin-Wasser.
Soll der Zellinhalt erhalten bleiben, so bieten sich das Pfeiffersche Gemisch, Alkohol-Eisessig (AE), die JUELsche oder andere Fixierlösungen an. Eine notwendige Härtung wird nach der Fixierung und nach gründlichem Auswaschen angeschlossen. Die Überführung in Alkohol muß dann stufenweise erfolgen. Objekte mit Ölen und Fetten in den Zellen, z. B. Samen, werden mit 4%igem Formol oder Formol-Eisessig fixiert, anschließend eventuell in Formol gehärtet.
Objekte, die bereits von Natur aus eine gut schneidbare Konsistenz besitzen, wie viele Blatt- und Fruchtstiele, lassen sich auch ohne Vorbehandlung schneiden. Fixiert wird dann durch Einlegen der Schnitte in Alkohol, wodurch gleichzeitig die Luft aus den Zellen entweicht.
Samen legt man vor dem Schneiden bzw. Fixieren zwei bis drei Tage in mehrfach gewechseltes Leitungswasser und läßt sie quellen. Sie lassen sich dann viel sauberer schneiden.
Pflanzenorgane können zum späteren Schnitt in 70-80%igem Alkohol mit geringem Glyzerinzusatz von 5-10 % aufbewahrt werden. Fertige Schnitte werden in 70%igem Alkohol aufbewahrt, sie lassen sich später einwandfrei färben.
Das Universal-Fixiermittel für botanische Objekte
Obwohl unter den Autorenbezeichnungen von Langdon, Lavdowsky, Rawlins u. a. schon früher in mannigfachen Varianten beschrieben, begann der Siegeszug von AFE (bzw. FAE, AEF oder FEE) nach der Veröffentlichung von Donald
Alexander Johansen: Plant Microtechnique, 1940. Dieter Krauter (1979a) betont nachdrücklich, daß sich mit
AFE fast alle tierischen und pflanzlichen Objekte gut fixieren lassen, wenn anatomische Studien das Ziel sind.
Zusammensetzung: 90 ml 90-95%iger Alkohol (Brennspiritus genügt in den meisten Fällen, ebenso der preiswerte, mit Petrolether/Petrolbenzin vergällte Ethylalkohol); 5 ml Formol (= 37-40%ige Lösung von Formaldehyd in Wasser); 5 ml Eisessig. Die Mischung ist haltbar und kann auf Vorrat angesetzt werden. Fixierung 24 Stunden, danach Auswaschen in 95%igem Alkohol (Isopropylalkohol/Isopropanol oder Sprit, ein- bis zweimal wechseln). Soll anschließend mit Etzoldscher Farblösung gefärbt werden, so darf das Auswaschen unterbleiben. Es ist auch möglich, die Objekte - wie in "Pfeiffer" - bedenkenlos in der Fixierlösung liegen zu lassen und aufzubewahren, sogar jahrelang, ohne daß sie sichtbar Schaden nehmen. Ich bewahre auf diese Weise pilzinfizierte Stengel- und Blattstückchen schon länger als 15 Jahre auf, ohne daß Schneid- und Färbbarkeit bisher gelitten hätten.
Weitere Hinweise zur Anwendung von AFE und seinen Varianten sind in Gerlachs Botanischer Mikrotechnik nachzulesen.
Auch in dem Fixiermittel Pfeiffersches Gemisch können Pflanzenteile zeitlich unbegrenzt aufbewahrt werden. Es eignet sich besonders für Kryptogamen, also Algen, Moose, Farne, ist aber auch für viele andere Pflanzenorgane ein ausgezeichnetes Fixiermittel. Bestandteile: Gemisch zu je einem Drittel von Methylalkohol, Formalin (35%ig) und rohem Holzessig.
Weiterhin empfiehlt sich für sehr schrumpfungsempfindliche oder quellbare Pflanzenteile 1:10 mit Fundortwasser oder Leitungswasser verdünntes Formol bzw. noch besser die Pfeiffersche Fixierlösung.
Die Etzoldsche Technik
Mit Vorteil kann Etzolds FCA-Färbung (Fuchsin-Chrysoidin-Astrablau) angewandt werden, wie auch seine frühere FSA-Färbung (Fuchsin-Safranin-Astrablau), die er aber wegen der besonderen Vorteile des Chrysoidins und der Nachteile des Safranins als überholt bezeichnet. Karl Brügmann hat die FCA-Färbung modifiziert, indem er das kühle Astrablau durch das sehr schöne, brillante und wärmer wirkende Alciangrün ersetzte - eine Variante, die mir für Schnitte durch Blätter und andere chlorophyllhaltige Pflanzenteile besonders gut gefällt. Die Herstellung der Färbelösung und die gesamte Bearbeitungsprozedur ist in der Mikrofibel sehr ausführlich in einem Originalbeitrag von Dr. Helmut Etzold beschrieben.
Da diese einfachst anzuwendende Farblösung neben den genannten Farbstoffen auch Eisessig enthält, ist die von Etzold viele Jahre angewandte Prozedur besonders arbeitssparend. Wenn die Fixierung mit Alkohol, Essigsäure, Formol oder einer Mischung dieser Stoffe erfolgt ist, z. B. AFE, ist das Auswaschen des Fixiermittels vor dem Färben unnötig. Man kann jedoch zum Entfernen von Verunreinigungen, Gerbstoffauszügen usw. das Fixiermittel durchaus mit mehrfach gewechseltem destilliertem Wasser auswaschen. Im Grunde muß, wenn frisches Material geschnitten wird, überhaupt nicht eigens fixiert werden. Diese Aufgabe übernimmt die Essigsäure in Etzolds Färbevorschrift.
Wenn wir also den Vorteil der Schnelligkeit in der Handschnitt-Technik nutzen wollen, so bieten sich diese sowohl einfachen wie auch schnellen Methoden geradezu an.
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Das Umschließen des Objekts
Pflanzenteile von fester Konsistenz, wie Stengel oder Zweige, die sich beim Schneiden nicht durchbiegen und der Klinge ausweichen, können einfach zwischen Daumen und Zeigefinger gehalten werden. Bei vielen Objekten ist das aber nicht möglich, manche sind zu klein, andere nicht fest genug, weichen der Klinge aus. Es muß dann in ein anderes Material eingehüllt werden, das eingehüllte Objekt mit ihm zusammen von der Klinge durchschnitten werden. Oftmals werden solche Hüllstoffe als "Einbettungsmittel" bezeichnet, doch dieser terminus technikus ist solchen Mitteln vorbehalten, die das Objekt nicht nur umhüllen, sondern es durchtränken und in alle Ritzen und Hohlräume, und sogar in die Zellen des Objekts eindringen und es ganz und gar ausfüllen. Das ist jedoch nur notwendig, wenn das Objekt nach dem Durchschneiden mit der Klinge auseinanderfallen würde, beispielsweise bei Querschnitten durch Blütenstände oder Fruchtknoten, oder wenn es so dünn geschnitten werden soll, daß es anschließend die Färbe- und weiteren Prozeduren der Präparation nicht unbeschadet überstehen würde. Bei vielen Handschnitten ist diese Gefahr aber nicht gegeben, und wir können uns damit begnügen, das Objekt eng mit einer stabilen Hülle zu umschließen, damit es eine "anfaßbare Größe" erhält und dem Messer nicht ausweichen kann. Die folgenden Umschließungsmaterialien haben sich bewährt.
Das Holundermark
Die Verwendung von Holundermark ist beinahe so alt wie die botanische Mikrotechnik selbst. Um so merkwürdiger ist, daß viele Mikroskopiker, auch solche, die schon mehrmals Holundermark benützt haben, noch nie welches gesammelt bzw. es nach dem ersten fehlgeschlagenen Versuch aufgegeben haben. Das soll nicht verwundern, denn selbst der Altmeister des botanischen Handschnitts, Rudolf Lindauer, gibt in Die Technik des Handschnittes (Mikrokosmos 61, 1972, 144-151) eine irreführende Arbeitsanleitung. "Aus vorjährigen Zweigen", heißt es da. Kein Wunder, daß man das nicht ein zweites Mal versucht. Man sammelt jedoch nicht "Zweige", sondern die abgestorbenen Wasserschößlinge! Weil ich es besser nicht erklären könnte, zitiere ich Rainer Gerstle (1987) von der ehemaligen Stuttgarter Redaktion des Mikrokosmos:
"Seltsamerweise hört man immer wieder die ratlose Frage nach Bezugsquellen für Holundermark. Phywe in Göttingen liefert es; es ist aber viel zu teuer, wenn man bedenkt, daß man Holundermark an fast jedem Waldrand oder Gebüschsaum selber sammeln kann.
Das Sammeln macht aber offenbar auch Schwierigkeiten. Viele Mikroskopiker versuchen, normale Holunderäste zu schälen und können daraus natürlich kein schönes, rundes, unverletztes Mark gewinnen. Man muß zur Gewinnung des Markes die vorjährigen Wasserschößlinge wählen. Das sind die geraden, nie verzweigten Triebe, die meist ein bis zwei Meter senkrecht in die Höhe ragen. Geerntet wird im Frühjahr vor dem Blattaustrieb. Dann erkennt man im Gesträuch auch gut die dünnen, abgestorbenen Wasserschößlinge.
Nachtrag für botanisch Interessierte: Wenn der Holunderstock alt ist, bildet er nur noch Kurztriebe. Dadurch wird der Saftdruck zu hoch, und Wasserschößlinge sind die Folge. Die sogen. schlafenden Augen werden nämlich von der Basis her aktiviert. Sie reifen aber nicht aus und frieren im Winter ab."
Andere Autoren nennen als beste Sammelzeit den Spätherbst, bevor die Winternässe einsetzt. Doch geben die meisten Januar und Februar an, später ginge das Mark durch eingedrungenes Wasser in Fäulnis über oder sei zum Schneiden zu weich, oft auch verpilzt.
Das herausgeschälte Holundermark - wenn das nicht ganz leicht ohne Kraftanstrengung geht, sind es nicht die richtigen Wasserschößlinge! - wird trocken, luftig und kühl gelagert; früher pflegten die Autoren hinzuzufügen: auf dem luftigen Dachboden. Es muß völlig austrocknen, bevor man es, in handliche Länge gebrochen, in eine Schachtel legt.
Will man ein Objekt umhüllen, so spaltet man ein entsprechendes Stück Mark der Länge nach in zwei Teile, indem man die Rasierklinge nicht auf den Querschnitt, sondern längsseits ansetzt und in zwei Hälften schneidet. Jetzt kann man ein Blattstück o. ä. dazwischen legen. Besteht die Gefahr, daß das Objekt beim Quetschen zwischen die beiden Markhälften deformiert wird, so höhlt man eine oder beide mit Skalpell oder Nadel der Form des Objekts entsprechend knapp aus und legt es dort hinein. Den Teil des Markstückchens, an dem man es beim Schneiden mit den Fingern faßt, sollte man mit einem Streifen Tesafilm fest umwickeln, damit die ganze Konstruktion, wenn man sie aus der Hand legen muß, nicht auseinander fällt und man die Teile wieder mühsam zusammenfügen muß.
Holundermark schneidet man immer trocken, nicht das Messer anfeuchten! Feuchtes Mark verliert seine günstige Konsistenz, wird weich und schwammig. Es läßt sich dann nicht mehr gut schneiden und führt die Klinge nicht mehr.
Auch Nachteile hat das Holundermark, z. B. enthält es auch harte Bestandteile, welche die Messerschneide rasch abnützen. Wenn man trocken schneidet, was sich beim Holundermark ja empfiehlt, ziehen Mark und die schneidende Klinge aus kleinen Objekten den Rest der Feuchtigkeit. Kleine, harte Objekte, wie Samenkörner u. ä. können vom weichen Mark nicht richtig festgehalten werden. Man klebt sie am besten mit "Sekundenkleber" auf ein kleines Klötzchen, das man dann zwischen den Fingern hält.
Schließlich müssen die Markschnitzel aus der Auffangflüssigkeit herausgefischt werden.
Die Rübenschnitzel
Im allgemeinen meinen Mikroskopiker eine Mohrrübe bzw. Möhre oder eine Karotte damit. Die kann man zwar auch nehmen. Manchmal wundert man sich aber, ob die rötlichen Bestandteile im Präparat von ihr oder vom geschnittenen Objekt stammen. Andere Rübenarten sind besser geeignet: Kohl- oder Futterrüben. Sie sind billig und lassen sich leicht bearbeiten und in Stücke jeder Form schneiden. Die Rübe hat einen zum Schneiden günstigen Widerstand und die Messerschneide wird kaum beansprucht. Befeuchtung mit Alkohol ändert ihre Festigkeit nicht wesentlich. LINDAUER meint, im kühlen Keller im feuchten Sand halte sich eine Rübe lange frisch, auch wenn sie schon angeschnitten ist. Ließe der Turgor einmal nach, genüge es, sie für einige Stunden ins Wasser zu legen, dann würde sie wieder hart. Seine Anleitung:
Gleich nach dem Kauf gründlich mit einer Bürste und viel Wasser reinigen, die anhaftende Erde muß restlos (!) entfernt werden, denn schon Spuren davon würden die Messerschneide sofort unbrauchbar machen. Auch müssen von den von ihr ausgeschnittenen Teilstücken die Außenschichten entfernt werden. Würfel schneiden, die ½ -mal länger sind als das Objekt und um dieses einen von 3 bis 5 mm starken Mantel bilden. Da das Rübengewebe viel fester ist als Holundermark, ist es wichtig, eine der Form des Objekts angepaßte Aussparung in die beiden Rübenhälften zu schneiden oder zu schaben. An der Ansatzstelle des Messers sollte der Rübenmantel 3 mm stark sein, an der Austrittstelle 4 bis 6 mm. Lindauer meint, daß man mit Rübeneinklemmung auch gute Erfahrungen beim Mikrotomschneiden machen würde.
Die Seife
Viele Seifen haben zum Schneiden mit dem Rasiermesser eine hervorragende Konsistenz - Kernseife zum Beispiel. Allzu weiche oder zu harte sollte man meiden. Besonders geeignet ist Glyzerinseife, die aber heute fast nur noch "veredelt", d. h. gefärbt und mit allerlei Spezereien versetzt ist. Die reine Glyzerinseife ist opak, durchschimmernd. Ein eingeschlossenes Objekt ist darin gut sichtbar, und der Seifenblock kann entsprechend zurechtgeschnitten werden. Auch hier gilt: Mit einem Skalpell oder der Nadel in beide Blockteile entsprechende Hohlräume schaben, das Objekt hineinlegen und die beiden Blockflächen mit Alkohol beträufeln. Er löst die Seife rasch, sie umfließt das Objekt förmlich, die beiden Teilblöcke kleben aneinander. Läßt man dann den Seifenblock eine viertel oder halbe Stunde in Ruhe, bevor man ihn ins (Hand-) Mikrotom einspannt, so löst der Alkohol die Seife im Innern noch etwas, die infolgedessen alle Hohlräume ausfüllt, und die beiden Teilblöcke kleben fest zusammen. Nun kann man den Block mit dem Skalpell oder der Rasierklinge zurechtschneiden. Notwendig ist aber der Alkohol nicht. Die Seife entzieht den Objekten kaum Feuchtigkeit, sie schrumpfen deshalb in Seife nicht - ein Vorteil.
Die Seife löst sich vom Schnitt schon in wenigen Minuten, wenn man ihn ins Wasser legt. Sie läßt sich aus dem Schnitt dann in weiteren 5 bis 10 Minuten sehr leicht restlos auswaschen. Man muß destilliertes bzw. entsalztes Wasser nehmen, weil normales Leitungswasser mit der Seife in der Regel unlösliche Niederschläge bildet, die nur umständlich aus den Schnitten zu entfernen wären.
Am besten verwendet man die gute alte Glyzerinseife. Parfümierte und gefärbte bekommt man in jedem Drogeriemarkt, aber sie behindern durch die Farbe die Sicht auf das eingeschlossene Objekt. Diejenige nach traditioneller Herstellungsart ist besser. In England ist sie noch viel in Gebrauch. Echt englische Glycerin Soap bekommt man beim Spezialversand Manufactum in Waltrop und seinen Verkaufsniederlassungen in einigen Großstädten. Der Preis für die englische Seife hält sich in Grenzen, weil sie ja ein simples Produkt ist.
Andere Umschließungsmittel
Die Glyzeringelatine ist als Einbettungs- bzw. Umschließungsmittel beinahe vollständig in Vergessenheit geraten. Dennoch ist das Arbeiten mit ihr sehr einfach und wirkungsvoll. Schwierig hingegen ist es gute Blöcke zu schneiden, ohne die Glyzeringelatine in die Hand zu nehmen, denn das sollte man wegen des Phenols darin lieber vermeiden. Manche Haut reagiert allergisch darauf.
Selbstverständlich ist auch Paraffin hervorragend geeignet, nicht nur als Durchtränkungsmittel.
Styropor läßt man besser sein, es ruiniert die Messerschneide meist schon beim ersten Schnitt, und zwar gründlich. Es bricht die Zähnchen des Grats der Schneide ab. Dadurch entstehen in der Schneide größere Lücken, die den Schnitt reißen, anstatt ihn zu schneiden. Man kann zwar mit einer styroporstumpfen Klinge dennoch Schnitte anfertigen, da gibt es keinen Zweifel, ebenso wie man sich mit einem nicht ganz scharfen Messer in den Finger schneiden kann. Aber schön glatt und rißfrei werden die Schnitte nicht mehr.
Auch Kork ist wegen harter Einschlüsse wenig geeignet. Die modernen "Verkorkungsmaschinen" für Weinflaschen arbeiten mit hoher Kraft, so daß immer mehr die sehr harten und dicht gepreßten Korken in Gebrauch kommen. Sie lassen sich mit der Hand nicht durchschneiden. Der gute alte Naturkorken ist fast nur noch als "Laborkorken" zu bekommen und recht teuer.
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Mit der Rasierklinge schneiden
Auf welche Art wir ein Objekt schneiden, wie wir die Klinge handhaben, hat nicht selten Einfluß darauf, ob und wie wir es am besten umhüllen oder einbetten. Eine Rasierklinge kann man zwischen zwei Fingern und dem Daumen halten. Es wurden und werden allerlei "Anfaßhilfen" vorgeschlagen, Klingenhalter der verschiedensten Art oder geschlitzte Flaschenkorken usw., welche Hänschen Ungeschickt davor bewahren sollen, sich in die Finger zu schneiden. Eine ganze Schachtel zum Teil eigentümlich gestalteter Klingenhalter habe ich in einem mikroskopischen Nachlaß gefunden und alle ausprobiert. Die meisten davon verschwanden gleich in der Mülltonne, und auch die wenigen, die ich sozusagen aus Pietät aufhebe, taugen nichts. Sie waren wohl mehr zum Tapetenschneiden oder für künstlerische Betätigungen bestimmt, jedenfalls nicht für mikroskopische Schnitte. Ich habe immer gefunden, daß die "nackte" Klinge den Fingern den besten Kontakt vermittelt, und daß passable Schnitte sich so am besten erlernen lassen.
Wie man das Rasiermesser richtig bzw. zweckmäßig beim Schneiden in der Hand hält siehe Kapitel Der Umgang mit dem Rasiermesser. Die dortigen Hinweise gelten dem Sinn nach auch für das Schneiden mit der Rasierklinge.
Ich ziehe, weil ich sie beim Schneiden mit den Fingern halte, steife Klingen vor, vor allem die schönen Industrieklingen der Marken Martor (Beermann) in Solingen oder Lutz in Solingen-Graefrath. Sie biegen sich nicht durch und vibrieren beim Schnitt nicht, was ihn meist wellig oder "stufig" machen würde, trotzdem sind sie superscharf. Man erhält sie in "Technischen Handlungen" bzw. Werkzeuggeschäften, wo es auch Kugellager, Schraubstöcke usw. gibt. Doch auch die von Wilkinson Sword und Gillette finde ich brauchbar. Daß diese Technik nicht alleinseligmachend ist, schrieb mir vor kurzem Dr. Detlev Kramer, der an der Uni Darmstadt viele botanische Mikro-Kurse abgehalten hat. Er berichtet von guten Erfahrungen mit dünnen Klingen, wie z. B. den platinveredelten Gillette und Rotbart.
Die meisten Rasierklingen sind beim Kauf in gewachstes oder geöltes Papier eingeschlagen. Es konserviert sie. Aus dem Papier herausgenommen und der Luft ausgesetzt, "verderben" sie, die Schneide oxidiert und wird stumpf. Man sollte sie putzen, bevor man sie verwendet, sonst kommen z. B. von den Gillette Öl- oder Fett- und von den Wilkinson Wachsspuren in die Schnitte.
Sodann sind da noch die etwas längeren gebräunten Hobelklingen zum Entfernen von Tapeten und die Solinger Hobelklinge Nr. 310 zum Abheben der Hornhaut in den üblichen Abmessungen für Rasierapparate, die man in medizinischen Fachgeschäften, in der Apotheke, der Drogerie oder der Pediküre bekommt. Diese beiden Klingentypen sind ebenfalls sehr steif und scharf. Auch damit lohnt ein Versuch. Da muß wohl jeder seine eigene Methode herausfinden.
Wir zählen auch die Benützung von Hand- und kleinen Tischmikrotomen zum "Freihandschneiden mit Hilfsmitteln". Diese Kleinmikrotome sind mit einer Glasplatte ausgestattet, auf der die Klinge gleitet und durch das Objekt fährt. Hier eignet sich das Rasiermesser gut, Rasierklingen weniger, es sei denn man spannt sie in einen speziellen Klingenhalter ein, der durch seine Bauform der Klinge Halt gibt und sie im richtigen Anstellwinkel ins Objekt führt. Es sind mehrere solcher Klingenhalter aus Messing oder Stahl beschrieben worden. Für den Klingenhalter nach Johann Gerhold, MVM, wird hier für Klingen aus dem Gillette-Tandem-Rasierapparat eine Maßskizze angegeben. Damit lassen sich mit etwas Übung Schnitte von 10 µm erzielen. Nach diesem einfachen Prinzip können die Anordnung der Befestigungsschrauben und die Größe der Auflagefläche für die Rasierklinge je nach Klingentyp leicht abgewandelt werden.
Von den Mikrotomherstellern gibt es ebenfalls Klingenhalter für Rasierklingen. Sie stehen in der Regel in Preiskonkurrenz zu zwei Wochen Urlaub auf Gran Canaria. Günstiger ist es, einen Feinmechaniker zum Freund zu haben, der sie aus Messing fräsen kann.
Rasierklingen sind schmal. Deshalb eignen sie sich in einem Halter nur für das Hindurchdrücken durch ein eingebettetes Objekt, für den ziehenden Schnitt durch uneingebettetes Material ist die Klinge nicht breit genug. Ein Selbstbauhalter für Einmalklingen kann Abhilfe schaffen, sie sind breiter, aber manche Fabrikate nur unwesentlich. Für die Verwendung eines Mikrotommessers ist wiederum die Glasplatte der Handmikrotome zu klein.