100 Jahre      Mikrobiologische Vereinigung München e. V.     1907 - 2007
 

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Mikroskopische Technik ...


... nennt man die Vorbereitung eines Objekts für die mikroskopische Betrachtung in Biologie und Medizin. (Bei der Technik des Mikroskopierens, also der Arbeit am Mikroskop selbst, handelt es sich um die Anwendung unterschiedlicher Beleuchtungsverfahren.) Biologische Objekte werden mit dem Durchlichtmikroskop betrachtet, das Objekt wird von hellem Licht durchstrahlt, so daß sein innerer Aufbau, die Organe und ihre Anordnung sichtbar werden. Genau so wird ein Diapositiv vom Projektorlicht durchstrahlt und auf eine Leinwand projiziert. Diaprojektor und Durchlichtmikroskop sind vom grundsätzlichen optischen Aufbau her sehr ähnlich. Auflichtmikroskope hingegen verwendet man zur Untersuchung der Oberfläche von Objekten, z. B. in der Metallurgie oder zur Qualitätskontrolle in der Leiterplattenfertigung. Kiefernholz im polarisierten Licht
Minot-Mikrotom Biologische Objekte müssen, damit das Licht sie ungehindert durchdringen kann, hauchdünn sein, in der Regel viel dünner als ein Diafilm, so um 1/100 bis 1/20 mm dünn. Man schneidet sie deshalb in Scheiben - mit einer Rasierklinge, einem Rasiermesser, einem Mikrotom. Mikrotome sind schwere mechanische Präzisions-Schneidegeräte. Der Anfänger sollte auf jeden Fall zuerst lernen, wie man - ohne Mikrotom - Handschnitte mit dem Rasiermesser und der Rasierklinge anfertigt. Das ist eine wichtige Technik. Schneiden mit dem Rasiermesser
Handschnitt durch den Stengel eines Adlerfarns Damit man die einzelnen Bestandteile eines Organismus richtig voneinander unterscheiden kann, färbt man sodann den Schnitt mit einer oder mehreren speziellen Farbstoffen, so daß jede Art von Zellbestandteil eine andere Farbe erhält: es entsteht eine Art Farbdia. Man erkennt, aus welchen Grundsubstanzen ein Organ besteht, z. B. Zellkerne und Chromosomen, Binde-, Muskel- oder Fettgewebe in tierischen und verholztes oder unverholztes Gewebe bei pflanzlichen Organen.

Je nach Objekt und Untersuchungszweck gibt es eine Vielzahl von Präparations-, Schneide- und Färbemethoden. Man muß sie nicht alle kennen, relativ wenige genügen für den Anfang. In einem Verein schaut man sie von den schon erfahrenen Mitgliedern ab und übt sie gemeinsam. Die passende Auswahl aus den vielen Methoden folgt oftmals persönlichen Vorlieben oder der Tradition im Verein.

Wer mit Geduld und Ausdauer übt, wird bald brauchbare Handschnitte und Färbungen zuwege bringen.

Querschnitt durch den Stengel des Sonnenhuts
Sogar Steine, Mineralien, die fossile tierische oder pflanzliche Einschlüsse enthalten, z. B. Foraminiferen, Radiolarien, Diatomeen, Ostrakoden, kann man ohne aufwendige Technik genau so dünn schleifen, wie den hauchdünnen Schnitt durch einen Pflanzenstengel mit dem Rasiermesser. So durchdringt auch ihn das Licht der Mikroskopbeleuchtung mühelos. In einem solchen Dünnschliff sind dann die kleinen versteinerten Organismen aus der Urzeit erkennbar. Dem Mikroskopiker wird allein schon beim Blick ins Okular klar, daß große Teile unserer Alpen, die Kalkalpen, aus nichts anderem bestehen als Gehäusen und Schalen winziger Tiere und Pflanzen, die nach ihrem Tod auf den Meeresboden gesunken sind, der dann später durch Aufwölbung zu gewaltigen Gebirgen aufgetürmt wurde.
Foraminiferen, Dünnschliff


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